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Das Greentech Festival gilt als Bühne für nachhaltige Technologien und findet nun erstmals auch in London statt. Als Partner mit vor Ort: Audi. Für Gründer Marco Voigt ist die Internationalisierung ein wichtiger wie logischer Schritt. Ein Gespräch über grünen Lifestyle, nachhaltige Strumpfhosen und die Magie des Zufalls.
Aufgewachsen ist der studierte Fahrzeugtechnik-Ingenieur Marco Voigt in der brandenburgischen Niederlausitz, im Spreewald. Heute lenkt er aus Berlin-Mitte heraus das Greentech Festival und die Green Window Agency.
Aufgewachsen ist der studierte Fahrzeugtechnik-Ingenieur Marco Voigt in der brandenburgischen Niederlausitz, im Spreewald. Heute lenkt er aus Berlin-Mitte heraus das Greentech Festival und die Green Window Agency.
Herr Voigt, seit dem Start 2019 findet das Greentech Festival
(GTF) in Ihrer Heimatstadt Berlin statt. Jetzt der Schritt in die Welt:
aufgeregt?
Marco Voigt: Positiv angespannt, würde ich sagen.
Aber wir hatten das von Anfang an im Blick. Die Herausforderungen, denen
wir auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Lebensstil gegenüberstehen,
sind nun mal global. Der Klimawandel ist global. Man kann in Deutschland
viel erreichen, aber nicht alles. Es gibt so viele Orte, an denen
spannende Ideen entwickelt werden und Dinge passieren.
So wie zum Beispiel in London, wo jetzt der erste Ableger des Festivals stattfindet. Warum gerade dort?
Das
hat viele Gründe. Einer ist zum Beispiel, das hat man vielleicht gar
nicht so im Blick, dass Großbritannien im Bereich der erneuerbaren
Energien eine führende Rolle spielt. Dann sehen wir uns als eine,
zugegeben kleine, thematisch passende Ergänzung zur UN-Klimakonferenz
COP26, die zeitgleich in Glasgow abgehalten wird. Dazu muss man sagen,
dass wir auch Nordamerika und Asien im Blick hatten und haben. Aber in
Zeiten der andauernden Pandemie war bisher eine interkontinentale
Planung kaum darstellbar.
Auch
aufgrund von Corona hat das GTF in London nicht die Dimensionen wie
zuletzt in Berlin. Im Vordergrund steht das Vernetzen, der Austausch im
institutionellen Bereich. Ist das noch ein Festival?
Im
Zentrum steht, wie auch in Berlin, die Konferenz, die wir hochkarätig
besetzen konnten. In London dreht die sich um die Themen Energie und
Finanzen. Auch gibt es wieder eine Award-Verleihung, und natürlich gibt
es auch ein Rahmenprogramm. Wir sind erlebbar, aber ein wenig kleiner
als in Berlin.
Marco Voigt
Der Klimawandel und wie man ihm durch einen nachhaltigeren Lebensstil und technologische Lösungen entgegentreten kann, ist eines der zentralen Motive des Greentech Festivals.
Marco Voigt ist immer auf der Suche nach Wegen, spannenden Ideen eine Plattform zu bieten. Die von ihm erdachte App „Findervest“ soll beispielsweise Start-ups und Investoren unkompliziert vernetzen.
Der Klimawandel und wie man ihm durch einen nachhaltigeren Lebensstil und technologische Lösungen entgegentreten kann, ist eines der zentralen Motive des Greentech Festivals.
Marco Voigt ist immer auf der Suche nach Wegen, spannenden Ideen eine Plattform zu bieten. Die von ihm erdachte App „Findervest“ soll beispielsweise Start-ups und Investoren unkompliziert vernetzen.
Energie und Finanzen, das Thema Mobilität haben Sie jetzt nicht
explizit genannt. Dennoch ist Audi auch als Global Partner dabei.
Mir
ist wichtig zu betonen, dass wir keine Sponsoren im klassischen Sinn
suchen, sondern Partner. Es geht nicht darum, Geld einzusammeln und
Logos zu platzieren. Audi ist für uns ein, in London würde man wohl
sagen, perfect match. Man hat dort aus meiner Sicht die
Herausforderungen der Transformation nicht nur angenommen, sondern
konkrete Maßnahmen definiert und deren Umsetzung angestoßen. Das spüren
wir in den vielen Meetings, die wir gemeinsam haben. Wir sind mit Audi
im ständigen Austausch, versuchen gemeinsam zu gestalten. Ohnehin steht
beim Greentech Festival der Mobilitätssektor immer im Fokus, denn er ist
Verbindungselement für viele Technologien und Branchen. Energie ist
letztlich ein Kernthema der Mobilitätswende.
Mobilität
steckt tief in Ihrer Vita. Sie sind ausgebildeter Kfz-Mechaniker, haben
Fahrzeugtechnik studiert und bei einem Sportwagenhersteller gearbeitet.
Wie ist Ihr Blick auf die Branche?
Vereinfacht dargestellt,
wäre ich gern noch einmal zwanzig Jahre jünger und könnte noch einmal
direkt in der Automobilbranche arbeiten. Das ist gerade ein so
spannender Moment, einmalig in der Geschichte. Zudem gibt es in meinen
Augen auch noch nicht den einen Masterplan, der aufzeigt, wie wir in
zwanzig Jahren unterwegs sein werden. Da ist unglaublich viel im Werden
und Entstehen. Viel Innovation, viel Dynamik und viele Chancen.
Im Büro in Berlin-Mitte ist nicht selten auch der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg zu Gast. Mit ihm und Sven Krüger gründete Marco Voigt 2018 das Greentech Festival. 2019 fand es erstmals auf dem Flughafengelände von Berlin-Tempelhof statt.
Im Büro in Berlin-Mitte ist nicht selten auch der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg zu Gast. Mit ihm und Sven Krüger gründete Marco Voigt 2018 das Greentech Festival. 2019 fand es erstmals auf dem Flughafengelände von Berlin-Tempelhof statt.
Zuvor haben Sie allerdings Ende der 1990er-Jahre ein
Postzustellungsunternehmen gegründet, danach die Bundesregierung zum
Thema E-Mobilität beraten. Mussten Sie sich erst finden?
Mit
der Gründung der Pin AG 1999 habe ich schon in jungen Jahren das
Unternehmertum kennenlernen dürfen. Wobei, das will ich nicht
verleugnen, meinen Job in der Automobilentwicklung fand ich wirklich
spannend. Ich habe da aber schon viel über erneuerbare Energien
nachgedacht und mich daraufhin anders orientiert, und plötzlich habe
ich, für eine Agentur arbeitend, die damalige Bundesregierung in Sachen
Elektromobilität beraten. Ich hatte anfangs gar nicht den Einblick und
das Wissen, aber habe relativ schnell gemerkt, dass da mehr ist, dass
sich da etwas tut. Das hat mich gepackt und manchmal auch fast
verzweifeln lassen. Man ist Mittreiber, Mitgestalter, wird aber manchmal
auch einfach mitgestaltet.
Führte dieser Pfad dann aber in gerader Linie zur Gründung des Greentech Festivals?
Gemeinsam
mit Alexia Osswald und Sven Krüger, der zusammen mit Nico Rosberg auch
heute noch mein Partner beim Greentech Festival ist, habe ich 2008 die
GreenTec Awards gegründet. Das Ziel war damals schon, die Treiber des
nachhaltigen Fortschritts aus Forschung, Industrie, Politik und
Gesellschaft zusammenzubringen. Wir wollten technologiebasierte
Lösungsansätze, die nicht zuletzt dem Klimawandel entgegenwirken
könnten, in den Vordergrund rücken.
Marco Voigt ist immer in Bewegung. Das Festival soll 2022 auf drei Kontinenten stattfinden, parallel berät seine Green Window Agency Unternehmen darin, Nachhaltigkeit als Chance und Markt zu verstehen.
Marco Voigt ist immer in Bewegung. Das Festival soll 2022 auf drei Kontinenten stattfinden, parallel berät seine Green Window Agency Unternehmen darin, Nachhaltigkeit als Chance und Markt zu verstehen.
Wobei in den frühen 2000er-Jahren das Thema in der Breite kaum präsent war.
Gerade
deswegen wollten wir etwas tun. Es gab damals erste Ansätze,
alternative Antriebe für Autos und ökologische Landwirtschaft wurden
immer intensiver diskutiert. Mir und uns ist damals aufgefallen: Es
herrschte eine relativ abwartende, skeptische Haltung gegenüber
technologischen Veränderungen. Wir wollten dagegen ein positives Bild
malen, Wandel zelebrieren.
Das Greentech Festival ist genau damit überschrieben: „Celebrate Change“. Hat sich die Skepsis gelegt?
Zunächst
einmal ist das Problem und sind die Herausforderungen, vor denen wir
stehen, offensichtlicher geworden. Aber, ja, auch die Lust an der
Lösung. Elektroautos sind da ein gutes Beispiel. Wie lange galten die
als langweilig, unpraktisch und unnötig? Gleichzeitig suchte auch die
Industrie, sei es aus dem Mode-, Ernährungs- und natürlich
Mobilitätssektor, nach Möglichkeiten, Lösungen zu präsentieren. Die
veränderten Rahmenbedingungen und nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit
Nico Rosberg haben uns die Möglichkeit gegeben, 2019 das Festival auf
die Beine zu stellen. Auf dem können Industrien untereinander und mit
den Menschen in Interaktion treten. Die Aufgaben und die Verantwortung
sind so groß, da braucht es neue, branchenübergreifende Allianzen. Auch
das steckt in der Idee des Greentech Festivals.
Marco Voigt
Ein Visionär, heißt es, startet nicht selten mit einem weißen Blatt Papier. Ein wenig Glück und der Zufall können laut Marco Voigt aber auch helfen, um Wandel zu gestalten.
Innovativ auf allen Ebenen: Im September 2020 fand das GTF als Hybrid-Veranstaltung statt. Besucher konnten unter Einhaltung der Auflagen vor Ort in Berlin oder digital die Ausstellung besuchen.
Ein Visionär, heißt es, startet nicht selten mit einem weißen Blatt Papier. Ein wenig Glück und der Zufall können laut Marco Voigt aber auch helfen, um Wandel zu gestalten.
Innovativ auf allen Ebenen: Im September 2020 fand das GTF als Hybrid-Veranstaltung statt. Besucher konnten unter Einhaltung der Auflagen vor Ort in Berlin oder digital die Ausstellung besuchen.
Damit nicht genug: Mit der Green Window Agency beraten Sie
Unternehmen darin, Nachhaltigkeit als Markt zu verstehen. Ist heute das
Feld derer, die dort Beratung brauchen, immer noch so groß?
Das
würde ich schon sagen. Zunächst aber gab es die Idee „Green Window“.
Eigentlich wollten wir eine Art Online-Handelsplatz für nachhaltige
Produkte schaffen. Wir mussten aber schnell feststellen, dass das nicht
funktionierte. Es fehlte schlicht an der Breite des Angebots. Wenn man
auf der einen Seite beispielsweise genau einen nachhaltig produzierten
weißen Turnschuh hat, der auch noch teurer ist als die vielen
unterschiedlichen konventionellen Modelle auf der anderen Seite, dann
zieht es die meisten Menschen zur Vielfalt und nicht unbedingt zur
Nachhaltigkeit.
Und doch hat etwas gezündet.
Eher
aus dem Zufall heraus, ja. Es waren die Hersteller, die sich bei uns
gemeldet haben. Viele sagten, dass sie gern mehr Vielfalt anbieten
würden, aber nicht genau wüssten, wie sie das anstellen sollten. Wir
haben uns praktisch selbst transformiert und wurden zur
Beratungsagentur, beispielsweise für Banken, Brauereien, Kaffeemarken,
Automobilisten oder auch einen Hersteller von Strumpfhosen.
In diesem Jahr musste eine Veranstaltung in Nordamerika und Asien pandemiebedingt noch verschoben werden, 2022 soll das GTF eine interkontinentale Veranstaltung werden.
In diesem Jahr musste eine Veranstaltung in Nordamerika und Asien pandemiebedingt noch verschoben werden, 2022 soll das GTF eine interkontinentale Veranstaltung werden.
Strumpfhosen kommen unerwartet. Was haben Sie geraten?
Das
war auch wieder so ein Zufallsmoment. Wir hatten bei einer unserer
Green-Award-Veranstaltungen einen „grünen“ Teppich aus Econyl. Das ist
eine Kunststofffaser, die zum Beispiel aus recycelten Fischernetzen
gewonnen wird. Damals stand eine deutsche Musikerin auf dem Teppich und
hat in die Kameras der TV-Sender gerufen, dass sie gerade auf „Abfall“
stünde und wie wunderbar die Idee des Recyclings doch sei. Plötzlich
hatte das Ganze mediale Wucht. Ich habe also der Geschäftsführung des
Modeunternehmens genau diese Geschichte erzählt, und wir haben überlegt,
ob man aus diesem Material nicht auch eine Strumpfhose produzieren
könnte. So kam es dann.
Das
ist nun tatsächlich Zufall, denn auch im Audi RS e-tron GT* findet man
besagte Faser. Muss man manchmal vorhandene Lösungen nur als solche
erkennen?
Es geht darum, Zusammenhänge herzustellen,
übergreifend und ergebnisoffen. Das ist wie gesagt auch der Ansatz des
Greentech Festivals. Und klar braucht es auch immer etwas Glück, die
Kraft des Moments, wenn man Zufall so übersetzen darf.
Und es bedarf eines inneren Antriebs oder einer Portion Sturheit? Oder Mut?
Auf
jeden Fall sollte man nicht übermutig werden. Mut, auch mal Fehler zu
machen, ja, aber nicht sehenden Auges. Fehler gehören dazu, darin liegt
ja auch ein bisschen der Reiz. Ich habe es mir zum Motto gemacht, dass
ich das, was sinnvoll und im Rahmen meiner Möglichkeiten machbar ist,
einfach mache. Erst vor Kurzem habe ich ein
Bio-Food-Delivery-Unternehmen gegründet, und so ist auch seinerzeit das
Festival entstanden. Wir haben einen Bedarf gesehen, uns mit Nico
Rosberg zusammengetan und einfach gemacht.
Musik spielt für Marco Voigt eine wichtige Rolle. Bands wie Bastille oder The BossHoss traten bereits im Rahmenprogramm des Greentech Festivals auf.
Auch für Marco Voigt beginnt vieles mit einem weißen Blatt Papier. Sein Motto: „Was sinnvoll und im Rahmen der Möglichkeiten machbar ist, einfach machen.“
Musik spielt für Marco Voigt eine wichtige Rolle. Bands wie Bastille oder The BossHoss traten bereits im Rahmenprogramm des Greentech Festivals auf.
Auch für Marco Voigt beginnt vieles mit einem weißen Blatt Papier. Sein Motto: „Was sinnvoll und im Rahmen der Möglichkeiten machbar ist, einfach machen.“
Wie geht es in den kommenden Jahren weiter mit dem Festival?
Berlin
werden wir im kommenden Jahr auf jeden Fall machen und ganz sicher auch
London. Auch in New York wollen wir nächstes Jahr einen neuen Anlauf
wagen und gern noch Asien hinzunehmen. Wir reden sehr intensiv mit Audi
und unseren Partnern darüber. Am Ende aber, und da sind wir auch ein
Unternehmen, muss bei aller Begeisterung auch die Wirtschaftlichkeit
gegeben sein.
Und mit dem Wandel, den es zelebrieren und voranbringen soll?
Es
gibt hier aus meiner Sicht zwei treibende Kräfte: den Druck, den die
Menschheitsaufgabe Klimawandel stetig erhöht, und den gesellschaftlichen
Diskurs. Insbesondere in unserer westlichen Gesellschaft pflegen wir
den Konsum. Ein natürlicher Reflex wäre, den Konsum einzuschränken, was
aber den gesellschaftlichen Diskurs in eine schwierige Richtung drängen
würde. Einen bewussteren Umgang mit Konsum halte ich für die bessere
Vorgehensweise. Man muss, glaube ich, den Menschen bessere Möglichkeiten
anbieten, zeigen und ausprobieren lassen. Dann klappt das vielleicht
auch mit dem Wandel.
Celebrate Change, den Wandel feiern: So lautet das Motto des Greentech Festivals. Gemeinsam mit Partnern wie Audi will Marco Voigt mit seinem Team den Menschen in Berlin, London und überall auf der Welt neue Möglichkeiten für einen nachhaltigeren Lebensstil nahebringen.
Celebrate Change, den Wandel feiern: So lautet das Motto des Greentech Festivals. Gemeinsam mit Partnern wie Audi will Marco Voigt mit seinem Team den Menschen in Berlin, London und überall auf der Welt neue Möglichkeiten für einen nachhaltigeren Lebensstil nahebringen.