Um zu verstehen, was Reisinger meint, muss man wissen, dass er sich
intensiv mit der Verbindung zwischen dem Menschen und der Natur
beschäftigt. Seine Hauptinspirationsquellen waren immer, wie er sagt,
Kristalle, Blumen und der menschliche Körper in seiner Form und Textur.
Gerade in einer digitalen Welt ist die Beziehung zum Lebendigen
entscheidend, so Reisinger. Der zweite Aspekt, der Reisinger bei seinen
Prozessen bewegt, ist die Emotion, die beim Betrachten seiner Werke
entsteht. Dabei spielt Widersprüchlichkeit eine große Rolle: Reisingers
Entwürfe sind zwar konzeptionell und hochgradig modern, zugleich jedoch
zugänglich. Die Landschaften sind surreal, vermitteln aber auch ein
wohliges Gefühl und eine feine Sensibilität. Genau diese Interferenz von
Fremd- und Vertrautheit macht Reisingers Designs so einmalig. Dabei
spricht er oft von „natürlichen Materialien“, was auf den ersten Blick
verwirrend analog erscheint. Was Reisinger damit meint, ist das Gefühl,
das die Materialien hervorrufen, wie beim digitalen „Winter House“, das
er zusammen mit der spanischen Architektin Alba de la Fuente entwarf. In
diesem Haus möchte man wohnen und leben. Dabei spielt es fast keine
Rolle, ob es sich nun um einen echten oder virtuellen Raum handelt. Für
Reisinger ist klar, was uns in Zukunft bewegt: Ideen, die berühren, ohne
dass man sie berühren müsste. Das Projekt ist ein erster Schritt, sein
Reisinger Studio als metaverses Architekturbüro auszubauen.