Herr Reisinger, Sie sind einer der besten Digitalkünstler unserer Zeit. Wie begann Ihre Karriere als Designer?
Als ich noch sehr jung war, spielten alle meine Freunde Videospiele, während ich meine Zeit nicht damit verschwenden wollte, in die Rolle von anderen zu schlüpfen. Ich wollte meine eigene Welt erschaffen. Denn ich bin ein Träumer. Also begann ich schon in jungen Jahren damit, die Möglichkeiten digitaler Software zu erkunden, eigene Räume zu erschaffen und meine eigene Vision in die Realität umzusetzen.
Sie sind jetzt 32 Jahre alt. Hat sich Ihre Vision inzwischen verändert?
Gute Visionen verändern sich immer. Alles ist in stets im Wandel. Nichts steht still, und wenn doch, vergeht es. Nur eine Vision, die sich weiterentwickelt, kann Bestand haben. Sie passt sich daran an, wer du bist – mit all den Energien und Schwingungen, die dich umgeben. Als Künstler entdecke ich mich durch meine Kunst selbst. Denn bisher weiß ich noch gar nicht, wer ich bin. Immer wenn ich etwas schaffe, erfahre ich mehr über mich selbst. Das ist für mich der hauptsächliche Sinn von Kunst.
Ist es das, was Sie an Kunst am spannendsten finden? Die Selbsterkenntnis?
Ich liebe den Gedanken, dass meine Kunst, egal ob Installation oder Ausstellung, bei den Menschen etwas verändern kann – sie beeinflusst ihren Tag, unterbricht ihre Routine, entzündet einen kleinen Funken in ihnen oder bewirkt, dass sie einen Augenblick an etwas anderes denken. Das ist ein unglaublich wertvoller Aspekt von Kunst, Design und allem Kreativen. Und wenn ich die Menschen mit meiner Kunst inspirieren kann, dann habe ich das ultimative Ziel alles Kreativen erreicht.